BOGY-BERICHT
Von Julia Lorenz
Klasse 10D/11d
Mein Praktikum im
Architekturbüro Geiser GmbH
vom 11. Februar 2008 bis zum 15. Februar 2008
Inhalt
Wieso habe ich mich für ein Praktikum bei einem Architekten entschieden?...............
Bewerbung.................................................................................................................................................
Was waren meine Erwartungen an das Prakti-
kum und wie habe ich mich darauf vorbereitet?........................................................................
Der Beruf des Architekten..................................................................................................................
Das Architekturbüro Geiser...............................................................................................................
Tagesabläufe.............................................................................................................................................
Fazit..............................................................................................................................................................
Anhang.........................................................................................................................................................
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Wieso habe ich mich für ein Praktikum bei einem Architekten entschieden?
Als ich etwa sechs Jahre alt war, bin ich mit meiner Familie in eine neue Wohnung gezogen. Das Haus, in der sie sich befindet, war damals gerade neu gebaut worden, daher kam es, dass ich eines Tages den Grundriss unseres neuen Heims in den Händen hielt. Ich war davon so fasziniert, dass ich mir in den Wochen danach immer, wenn mir langweilig war, ein Blatt Papier und einen Bleistift in die Hand nahm und auch versuchte, irgendwelche neuen Häuser und Wohnungen zu „entwerfen“. Nach einiger Zeit habe ich damit zwar wieder aufgehört, aber dennoch fand ich es weiterhin unheimlich interessant, neue Häuser zu sehen und später auch über ihr Aussehen und ihre Eigenschaften nachzudenken. Wenn ich im Auto sitze, finde ich es viel interessanter, aus dem Fenster zu sehen und die verschiedenen Häuser zu bestaunen und innerlich zu beurteilen, als irgendwelche Bücher zu lesen oder zu schlafen. Betrete ich ein Haus, denke ich immer sofort darüber nach, wie ich selber welches Zimmer einrichten würde. Deshalb war ich mir anfangs auch nicht ganz sicher, ob ich mich bei einem normalen Architekten oder bei einem Innenarchitekten um ein Praktikum bewerben sollte.
Schließlich beschloss ich jedoch, dass es für jeden Menschen wichtiger ist, zuerst einmal in einem Haus zu leben, als dass es schön eingerichtet ist und entschied mich dafür, mich in einem Architekturbüro zu bewerben.
Bewerbung
Diese Entscheidung hatte ich bereits sehr früh getroffen, fast neun Monate bevor das Praktikum stattfinden sollte. Daher entschied ich mich, erst einmal bei verschiedenen Architekten anzufragen, ob sie Praktikanten aufnehmen würden, bevor ich schriftliche Bewerbungen verschickte. Nach etwa fünf enttäuschenden Telefonaten, bei denen ich größtenteils Absagen bekommen hatte, weil die Architekten alleine waren und somit nicht genügend Zeit für einen Praktikanten gehabt hätten, wählte ich die Telefonnummer des Architekturbüros Geiser. Dort erhielt ich nicht nur, anders als bei den vorherigen Architekten, die Information, dass Praktikanten bei ihnen immer willkommen waren, sondern ich wurde auch gleich noch zu einem Vorstellungsgespräch mit Herrn Geiser eingeladen.
Dieses fand etwa zwei Wochen später statt. Obwohl der „Chefarchitekt“ sofort einen sehr netten Eindruck machte, war ich doch sehr aufgeregt. Dennoch schaffte ich es, ihm zu erläutern, wieso ich mich gerade für ein Praktikum im Bereich der Architektur interessiere und war sogar nachdem er mir geschildert hatte, dass Architekt zu sein nicht nur bedeutete, brav Häuser zu entwerfen, sondern auch alte Gebäude zu renovieren und sich mit ihnen auseinander zu setzten, Baustellen zu besuchen und sich dort mehr oder weniger durchzusetzen oder auch sich mit eigensinnigen Kunden zurechtzufinden, noch fest entschlossen mein Bogy dort zu absolvieren. Fast war ich schon wieder ein wenig erleichtert, da stellte Herr Geiser mir plötzlich eine Frage, über die ich kurz nachdenken musste: „Was ist der Unterschied zwischen
Beleuchtung und Belichtung?“ Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich vor lauter Verwirrung aus dem Fenster schaute und mir dabei plötzlich klar wurde, dass Beleuchtung durch elektrisches Licht, Belichtung durch natürliches Licht, das durch Fenstern oder Türen in ein Haus gelangt, dargestellt wird.
Ich hatte meinen Praktikumsplatz gefunden und freute mich schon auf den Februar des nächsten Jahres, denn ich war sicher, dass ich bei meinem Bogy viel Spaß haben und viele neue Dinge erfahren würde.
Was waren meine Erwartungen an das Praktikum und wie habe ich mich darauf vorbereitet?
Wirklich große Erwartungen an mein Praktikum hatte ich, ehrlich gesagt, nicht. Natürlich war mir klar, dass eine wichtige Aufgabe eines Architekten darin besteht, Häuser zu entwerfen, Grundrisse zu zeichnen und sich auf den jeweiligen Baustellen aufzuhalten. Doch was genau und wie Architekten arbeiten, wusste ich nicht .
Ich hatte auch keine Vorstellung davon, was ich während meines Bogys alles tun dürfen würde, und hatte etwas Angst, dass ich die meiste Zeit nur irgendjemandem hinterher laufen oder in einer Ecke sitzen und aufpassen würde, was geschieht. Oder dass ich den ganzen Tag in einem Büro damit verbringen würde, irgendwelche Akten zu sortieren.
So war ich also umso mehr gespannt, was auf mich zukommen würde, als mein erster Tag näher rückte.
Vorher habe ich mir einige Grundrisszeichnungen im Internet angesehen und konnte mir nur schwer vorstellen, dass jemand bei all den vielen Zahlen, Strichen und Maßangaben noch den Überblick behalten konnte.
Ich habe mir außerdem ein Buch über die Entwicklung der Architektur im Laufe der Zeit durchgelesen und mich anhand anderer Bücher und des Internets über die bekanntesten Bauwerke dieser Welt informiert.
Der Beruf des Architekten
Die Hauptaufgabe eines Architekten ist es, Gebäude im Auftrage eines Bauherren zu planen und anschließend den Bauvorgang zu betreuen. Meist ist es so, dass der Bauherr vorgibt, wie hoch die Kosten für das Haus höchstens sein sollten. Nach Berücksichtigung dieser Kriterien, der Vorschriften des Baugebietes und den rechtlichen Aspekten werden dann Material, Aussehen und sonstige wichtige Dinge für das spätere Gebäude festgelegt.
Wichtig sind dabei die Pläne des Hauses, die von allen Architekten in der Regel mithilfe verschiedener CAD-Programme (CAD = Computer Aided Design) gezeichnet werden.
Damit man sich überhaupt erst einmal Architekt nennen darf, sind ein abgeschlossenes Fachhochschul- oder Hochschulstudium im Bereich der Architektur und eine darauf folgende mindestens zweijährige Berufstätigkeit die Voraussetzung.
Bereiche, in denen man Architekten am häufigsten finden kann, sind natürlich Architekturbüros, ob angestellt oder freiberuflich, aber auch in Bauunternehmen, Wohnungsbaugesellschaften oder im öffentlichen Dienst, beispielsweise in der Bauverwaltung.
Das Architekturbüro Geiser
Das Architekturbüro Geiser wurde am 1.1.2002 durch Herrn Markus Geiser gegründet, damals als "Architekturbüro Geiser, Markus Geiser - Freier Architekt. Am 1.8.2004 fand dann eine Geschäftsumwandlung in eine GmbH statt. Das vorherige Architekturbüro Geiser hieß von nun an Architekturbüro Geiser GmbH, der Geschäftsführer allerdings blieb weiterhin Herr Geiser.
Momentan hat das Architekturbüro acht Mitarbeiter, darunter natürlich der diplomierte und in der Architektenkammer eingetragene Architekt und Geschäftsführer Herr Geiser, vier weitere diplomierte Architekten, eine Immobilienmanagerin und zwei freie Mitarbeiter.
Die verschiedenen Tätigkeitsfelder des Büros sind unter anderem Neubauten, (energetische) Gebäudesanierungen und Dienstleistungen wie Bauaufnahmen, Sicherheits- oder Gesundheitschschutz, Planerstellung, Werteermittlungen oder Energieberatung.
Montag, der 11. Februar 2008 – Erster Tag
Voller Vorfreude und dennoch mit einem etwas mulmigen Gefühl saß ich am Morgen im Bus. Ich war auf dem Weg zum Architekturbüro Geiser auf der Wilferdinger Höhe, in dem ich in der nächsten Woche mein Praktikum machen wollte. Um neun Uhr sollte ich da sein. Was würde wohl in etwa einer halben Stunde auf mich zukommen?
Vor einem halben Jahr war ich schon einmal zu einem Vorstellungsgespräch dort gewesen und hatte somit keine Probleme, den Weg zu finden. Gerade hatte ich die Tür geöffnet und wollte das Büro betreten, da wurde ich auch schon mit lautem Gebell und Schwanzwedeln von Emma, der süßen Hündin der Geisers, begrüßt. Anschließend führte mich Herr Geiser ein wenig herum, um mir zu erklären, wo ich was finde und wie die einzelnen anderen Mitarbeiter heißen. Ich bekam sogar meinen eigenen Arbeitsplatz: In einem Raum mit Joachim, einem meiner neuen „Kollegen“ hatte ich einen Schreibtisch, einen Computer und alles, was man als Architekt sonst noch so braucht. Dazu gehören zum Beispiel ein Taschenrechner, viele verschiedene Stifte, ein Dreikant, ein Geodreieck oder auch altes Papier um sich Notizen oder Hilfszeichnungen zu machen.
Nachdem ich mir staunend eine erste Orientierung verschaffen hatte, bekam ich auch schon meine erste Aufgabe: Ich sollte Baupläne eines Hauses zusammenfalten, dessen Bau gerade geplant wurde, und deren Größe mindestens 40cm x 100cm betrug, wenn nicht sogar mehr. Allerdings sollte ich sie nicht nur irgendwie falten, sondern so, dass man sie in einen Ordner einheften kann, ohne sie herausholen zu müssen, um sie auf zu klappen.
Nach etwa einer Stunde benötigte der Bauplanstapel dann nur noch einen winzigen Teil der Fläche, die er vorher ausgefüllt hatte und ich bekam einen neuen Auftrag: Aufmaße¹.
Das bedeutet, ich bekam einen der Pläne mit den Grundrissen der verschiedenen Etagen des Hauses, die ich zuvor gefaltet hatte und musste nun verschiedene Flächen ausmessen, ausrechnen und aufschreiben. Der Zweck dieser Rechnungen ist es, besser kalkulieren zu können, wie viel das Haus im Endeffekt kosten wird, wenn alle Fenster, Türen, Böden, Wände oder anderes eingebaut sind. Darunter sollte ich unter anderem die gesamten Grundfläche des Erdgeschosses ermitteln, um herauszufinden, wie viel Estrich, also Grundbelag, man brauchen wird, die Bodenflächen der einzelnen Räume für die späteren Bodenbeläge, die Fläche, die eine Holzfassade erhalten soll, die Fläche des Daches, die Gesamtzahl der Fenster, die Fläche der Außenwände, die dicker sind als die Innenwände, und so weiter.
Das klingt zwar sehr einfach, aber einerseits ist es sehr kompliziert, weil die Wände im Dachgeschoss ja wegen des Daches nicht anhaltend die gleiche Höhe haben und man deren Fläche also nicht so einfach mit der a x b-Formel ausrechnen kann. Aber beispielsweise wird auch dort, wo sich später die Treppe befinden wird, kein Bodenbelag sein. Manche Wände sind rund und befindet sich irgendwo ein Fenster, eine Tür oder eine andere Öffnung, deren Fläche größer als 2m² ist, so darf man diese nicht zur Fläche jener Wand dazu zählen, sondern muss sie davon abziehen. Zum Glück werden die Baupläne passend im Maßstab 1:100 gezeichnet, sodass ein Zentimeter auf dem Plan einem Meter in „Wirklichkeit“ entspricht und man die Strecken einfach abmessen kann und nicht noch kompliziert umrechnen muss.
Hätte mir jemand von so einer Arbeit erzählt, bevor ich sie selber gemacht hätte, dann hätte ich vermutlich gedacht, er sei verrückt, denn im Prinzip ist das ja Mathematik pur – aber mir hat es dennoch unheimlich viel Spaß gemacht!
Da aber nicht einmal jemand, dem so etwas Spaß macht, den ganzen Tag dasitzen kann und
rechnen, hat mich am Mittag Andreas, ein weiterer Mitarbeiter des Architekturbüros, mit zu einer Baustelle auf dem Haidach genommen. Dort wurde gerade unter der Leitung und Planung „meiner“ Architekten eine uralte Tiefgarage umgebaut. Daher sollte immer wieder einmal einer von ihnen dort hin gehen, um nach dem Rechten zu sehen. Dabei wird jedes Mal ein Protokoll erstellt. In dem wird beispielsweise festgehalten, wie das Wetter ist, da die Bauarbeiter nur ab einer bestimmten Temperatur im Freien arbeiten dürfen, wer alles anwesend ist, um zum Beispiel später noch feststellen zu können, ob wirklich alle, die zu einer bestimmten Zeit hätten arbeiten müssen es auch wirklich getan haben, natürlich der Ort, und damit man sich später noch einmal besser den Fortschritt anschauen kann, werden zusätzlich Fotos² gemacht.
Nachdem wir diese Dinge alle erledigt hatten und mir Andreas außerdem noch ein Altersheim gezeigt hat, an dessen Renovierung das Architekturbüro Geiser ebenfalls beteiligt war, fuhren wir zurück ins Büro. Dort habe ich an den Aufmaßen weitergearbeitet, doch die Zeit ging so schnell vorbei, dass mein erster Praktikumstag vorbei war noch bevor ich damit ganz fertig war. Also verschob ich den Rest auf den nächsten Tag, machte mich auf den Heimweg und freute mich schon auf den Dienstag.
Dienstag, der 12. Februar 2008 – Zweiter Tag
Gleich am nächsten Morgen traf ich mich mit Martina, einer weiteren Mitarbeiterin des Architekturbüros, denn wir wollten gemeinsam in den Arlinger fahren. Das Architekturbüro Geiser arbeitet teilweise mit der Baugenossenschaft Arlinger zusammen, der in Pforzheim und Umgebung mehr als 600 Häuser und Wohnungen gehören. Daher war es heute unsere Aufgabe, Nachmessungen an vier Häusern³ aus dem Jahre 1939 durchzuführen. Diese waren allerdings baugleich, sodass wir nicht jedes einzelne Haus genau ausmessen mussten, sondern nur eines und bei den anderen nur probeweise eine Wand zum Vergleich. Alle vier Häuser sind bewohnt, daher sollten wir nur die Außenwände messen und außerdem aufschreiben, welches Material und welche Größe die Fenster haben, wie der Zustand des Daches ist, welche Türen es gibt und ob sonst irgendwelche Mängel vorhanden sind, damit die Baugenossenschaft dies in ihre Akten aufnehmen und gegebenenfalls ändern kann. Zusätzlich mussten wir Wege und, soweit vorhanden, Kiesstreifen, Stellplätze oder Ähnliches, die zum Haus gehören, ausmessen und notieren⁴. Das Ausmessen erledigten wir nicht etwa mit einem Zollstock oder Maßband, sondern wir benutzten dazu ein Laser-Messgerät. Das war ganz praktisch, denn so konnte immer eine von uns messen und die andere das Gemessene aufschreiben.
Nach ca. 3 Stunden waren wir mit dem ersten Haus komplett fertig, und wir begannen damit, , Stichproben an den anderen drei Häusern durchzuführen. Beim nächsten Haus gab es keine Probleme, denn es war genau wie das erste, also mussten wir hier nur die Wege ausmessen und machten uns sehr schnell an die Arbeit an Haus drei. Hier allerdings verlief nicht alles so reibungslos wie bei den vorherigen beiden Häusern. Diese waren nämlich im Laufe der Zeit erneuert worden, ihnen wurde also auch eine Wärmedämmung zugefügt, welche sie „dicker“macht, als sie ursprünglich waren. Das dritte und das vierte Haus waren allerdings noch in einem älteren Zustand und so mussten wir auch noch eines von ihnen genauer ausmessen. Bevor wir dies allerdings taten, gingen wir zurück zur Baugenossenschaft Arlinger und
verbrachten dort im Aufenthaltsraum unsere Mittagspause mit Tortellini, Cola und ein wenig nettem Geplauder.
Anschließend haben wir die letzten beiden Häuser fertig gemessen und sind danach zurück ins Büro gefahren. Dort habe ich endlich meine Aufmaße vom Montag beendet. Da ich dann aber immer noch mehr als eine Stunde Zeit hatte bevor ich Feierabend machen konnte, zeigte Martina mir noch, wie man mit dem so genannten CAD-Programm arbeitet. CAD steht für Computer Aided Design und stellt jenes Programm dar, mit dem Architekten die Grundrisse von Wohnungen und Häusern am PC zeichnen. Während Martina mir alles erklärte, schrieb ich fleißig die wichtigsten Dinge mit und ehe ich mich versah lag auch schon die Skizze einer Wohnung vor mir, die ebenfalls nachgemessen wurde, und die ich nun mit dem Programm zeichnen sollte. Es dauerte eine Weile, bis ich mich in den vielen Maßangaben und Zahlen zurechtgefunden hatte, aber schon bald hatte ich mein allererstes Wohnzimmer gezeichnet.
Jedoch war auch bereits meine Arbeitszeit an diesem Tag vorbei, daher fuhr ich meinen Computer herunter und verschob die restlichen Räume „meiner“ Wohnung auf den Mittwoch.
Mittwoch, der 13. Februar 2008 – Dritter Tag
Der Mittwoch verlief, so kann man sagen, eher weniger aufregend, wobei ich damit nicht meine, dass ich keinen Spaß hatte oder nichts Neues gelernt habe, sondern einfach, dass ich den ganzen Tag lang mit dem CAD-Programm an den Grundrissen zweier Wohnungen gearbeitet habe.
Als erstes habe ich an der Zeichnung vom Vortag weitergemacht, von der ich ja bisher nur das Wohnzimmer fertiggestellt hatte. Es fehlten also noch die übrigen Räume, die Balkone, die Türen und Fenster, jegliche Einbauten wie Badewanne, Toilette oder sonstiges und die Angaben über Tür- oder Brüstungshöhen, Raumflächen, Raumumfänge und Raumhöhen. Obwohl ich seit morgens um neun Uhr an meiner ersten Wohnung gezeichnet hatte, war ich erst nachmittags um vier damit fertig. Das mochte einerseits daran liegen, dass wir alle gegen 12.30 Uhr zwangsläufig Mittagspause machen mussten, da der Hauptserver nicht mehr funktioniert hat. Andererseits aber musste ich mich auch erst einmal richtig in das CAD-Programm einfinden; es kommt zum Beispiel nicht selten vor, dass auf den ersten Blick zwei Wände genau aufeinander treffen, zoomt man die Zeichnung dann jedoch ganz nah heran, kann man oftmals erkennen, dass sie ein paar Millimeter weit auseinander liegen – und das darf auf keinen Fall passieren. Man sieht das zwar später auf dem ausgedruckten Plan nicht, aber dennoch ist es nicht korrekt und kann schlimmstenfalls dazu führen, dass an der ganzen Zeichnung etwas nicht mehr stimmt und man eine Neue beginnen muss. Daher kam es, ich gebe es ja zu, das ein oder andere Mal schon dazu, dass ich Martina, Joachim oder Andreas ein kleines bisschen um Hilfe bitten musste...
Nach langer Arbeit hielt ich dann am Nachmittag aber doch endlich ganz stolz meinen ersten, fast ganz alleine gezeichneten, Grundriss einer Zwei-Zimmer-Wohnung in den Händen⁵.
Nun hatte ich immer noch ein wenig Zeit, bis ich nach Hause gehen konnte, deswegen fing ich auch gleich noch mit einer neuen Zeichnung an. Diesmal konnte ich allerdings nicht, wie es vorher möglich gewesen war, einfach darauf los zeichnen, sondern ich musste die einzelnen Längen, die in einer handskizzierten Zeichnung festgehalten worden waren, in jedem Raum überprüfen. Die Maße wurden ja alle von Hand aufgenommen und können so um wenige
Zentimeter von den wirklichen Maßen und voneinander selbst abweichen. So kann es beispielsweise passieren, dass ein rechteckiger Raum am einen Ende 3.25m breit ist und am anderen Ende nur 3.23m. Zunächst scheint dies kein Problem zu sein, zeichnet man die Skizze jedoch mit dem CAD-Programm ab, treffen die Wandenden nicht aufeinander und die ganze Zeichnung ist fehlerhaft. Daher muss man jede einzelne Länge vor dem Zeichnen noch einmal mit dem Taschenrechner nachrechnen und gegebenenfalls aus-, beziehungsweise angleichen.
Mit dieser Aufgabe war ich eine weitere Stunde beschäftigt und verschob es deswegen auf den nächsten Tag, einen neuen Grundriss am Computer anzufangen.
Donnerstag, der 14. Februar 2008 – Vorletzter Tag
Sobald ich am Donnerstag Morgen das Büro betreten hatte, machte ich mich an die Arbeit meiner zweiten Zeichnung⁶. Diesmal klappte schon alles viel besser als bei meiner ersten Zeichnung und ich war bereits gegen Mittag damit fertig.
Daher blieb mir noch genügend Zeit mit Joachim nach Niefern- Öschelbronn zu fahren. Dort wurde ein neues Mehrfamilienhaus⁷ von „meinen“ Architekten gebaut – ein modernes Haus inmitten alter Fachwerkhäuser, ein wunderschöner Kontrast und einfach perfekt. Der Grund, weswegen einer der Architekten dort hin musste war, dass die ferngesteuerten Dachfenster sich nicht öffnen ließen und man herausfinden wollte, woran das lag. Nach einer halben Stunde war der Grund gefunden und wir hatten noch genügend Zeit, dass Joachim mir den Rest des Hauses, soweit nicht bewohnt, zeigen und währenddessen Mängel, die von den Mietern gemeldet wurden, fotografieren konnte. Zudem stimmte irgendetwas mit der Pellets-Heizung⁸ im Keller nicht, denn man hörte bereits vor der Tür ein lautes Piepen. Das Problem war jedoch relativ schnell behoben und so fuhren wir wieder zurück ins Büro, allerdings nicht, ohne einen kleinen Umweg über Kieselbronn zu machen.
Dort befindet sich ebenfalls ein Haus, bei dessen Entstehung das Architekturbüro Geiser bedeutend mitgewirkt hat. Das Besondere an diesem Haus ist jedoch, dass man damit, anders als mit anderen Häusern, Geld verdienen kann. Seine Wärmeenergie gewinnt es durch Erdwärme. Das bedeutet, dass vom Haus aus Rohre mehr als 40m tief in die Erde führen, durch die Wasser gepumpt wird. Da mit zunehmender Tiefe auch die Temperatur höher wird, wird das Wasser um einige Grade erwärmt. Wieder zurück an der „Erdoberfläche“ wird ihm die Wärme mithilfe bestimmter Apparate entzogen und zur Erwärmung des Wassers im ganzen Haus, also auch zum Heizen genutzt. Die restliche Energie, darunter auch diejenige, die dazu gebraucht wird, das Wasser unter die Erde zu pumpen, wird durch Solarzellen auf dem Dach gewonnen. Diese produzieren jedoch so viel Strom, dass jeden Monat ein Stromüberfluss vorliegt. Allerdings ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass in einem solchen Falle die Stadt, zu der das Haus gehört, diesen überschüssigen Strom abkaufen muss. Man verdient dadurch also monatlich Geld. Weitere Besonderheiten dieses Hauses liegen beispielsweise darin, dass es so ausgerichtet ist, dass eine Seite direkt nach Süden zeigt, die gegenüberliegende genau nach Norden. An der Südseite sind sehr viele Fenster angebracht, an der Nordseite so wenige wie möglich. Denn durch Fenster kann zwar sehr viel Sonnenlicht und -wärme eindringen, sind sie jedoch dort, wo wenig Sonnenlicht hin gelangt, kann zwar Energie entweichen, jedoch kann logischerweise keine neue eintreten.
Ich selbst hätte niemals gedacht, dass in einem so kleinen Haus so viel Technik, Besonderheiten und Überlegungen stecken können. Voller neuer Erfahrungen und mit ein wenig Angst vor dem bevorstehenden letzten Tag meines Praktikums machte ich mich auch nach diesem aufregenden Tag auf den Weg nach Hause.
Freitag, der 15. Februar 2008 – Letzter Tag
Als ich am Freitag Morgen in der Julius-Moser-Straße 9 ankam, musste ich gar nicht erst die Treppen bis in den zweiten Stock heraufsteigen, sondern ich traf mich direkt mit Martina vor der Tür um noch einmal in den Arlinger zu fahren. Diesmal sollten wir jedoch die Häuser nicht von außen vermessen, sondern die Teile im Innern, die nicht bewohnt sind, also Keller, Treppenhaus und Dachboden. Da eines der beiden Häuser, die an diesem Tag auf unserem Programm standen, zwar von außen her erneuert worden war, innen jedoch ziemlich alt und verfallen war, mussten wir dort zusätzlich einige „Beweisfotos“⁹ schießen. Außerdem mussten wir schriftlich festhalten, aus welchem Material Türen, Fenster, Böden, Wände oder Decken bestehen und deren Alter schätzen. Wir mussten die Treppenstufen zählen und ihre Anzahl aufschreiben, die Fläche der Podeste ausmessen und sonstige Auffälligkeiten notieren. Erwischt man dabei auch nur einmal ein Haus, bei dem kein Bewohner herangeschlichen kam, um dann misstrauisch zu fragen, was wir „denn da machen“ würden, so kann man wirklich von Glück reden... Trotz dass wir das ein oder andere Mal also kurz davor waren, einen Herzstillstand zu erleiden, hat auch dies riesigen Spaß gemacht.
Da es an dem Tag aber leider das Wetter nicht besonders gut mit uns meinte und die Keller und Dachböden der beiden alten Häuser so schlecht, oder besser gesagt gar nicht isoliert waren, sodass die Temperatur in ihnen ungefähr der Außentemperatur entsprach, machten wir uns sehr bald zurück auf den Weg ins Büro.
Dort habe ich einen letzten Grundriss¹º mit dem CAD-Programm gezeichnet. Weil es sich danach aber nicht mehr gelohnt hat, noch einen Weiteren anzufangen, habe ich damit weitergemacht, dass ich die Flächen der am Vormittag gemessenen Keller ausgerechnet und mit denen der alten Grundrisse verglichen habe.
Anschließend habe ich noch zwei der Wege, die wir am Dienstag ausgemessen haben, und die ja bisher nur als grobe, von Hand gezeichnete Skizzen vorhanden waren, ordentlich und maßstabgetreuer um einen verkleinerten Grundriss der beiden Häuser eingezeichnet¹¹ und dann anhand einer entsprechenden Legende¹² passend angemalt. Demnach steht beispielsweise die Farbe blau für Asphalt oder Beton, die Farbe hellgrün für Sickerpflaster, Kies oder Rindenmulch oder gelbe Flächen für Müllplätze, beziehungsweise -boxen.
Kaum war ich mit dieser Aufgabe fertig, war auch schon die Zeit meines letzten Praktikumstages abgelaufen und es hieß: Abschied nehmen. Mit einem traurigen Gefühl darüber, dass mein Bogy nun schon zu Ende war, Freude und Aufregung über all die neuen Dinge, die ich in der einen Woche gelernt hatte und Hoffnung, dass ich meine „Kollegen“ irgendwann wiedersehen würde, verließ ich das Büro und machte mich ein letztes Mal auf den Nachhauseweg.
Fazit
Im Nachhinein kann ich wohl sagen, dass sich meine Erwartungen mehr als erfüllt haben. Ich habe einen tollen Einblick in den Arbeitsalltag eines Architekten erhalten und sehr viele neue und interessante Dinge erfahren.
So wusste ich vorher zum Beispiel nicht, wie streng die Vorschriften sind, wenn man ein Haus in einem Neubaugebiet bauen möchte; es darf nur ein bestimmter maximaler Bruchteil des Gesamtgrundstückes bebaut werden, das Haus darf eine bestimmte Höhe nicht überschreiten, da es sonst passieren könnte, dass nebenstehende Häuser nicht mehr genügend Sonnenlicht abbekommen, das Dach darf nur bestimmte Farbtöne haben und es ist sehr schwierig, eine Baugenehmigung für ein Flachdach zu bekommen.
Ich habe kennen gelernt, dass der Beruf eines Architekten noch vielseitiger ist, als ich es vorher vermutet hatte. Damit meine ich beispielsweise, dass er nicht nur Neues errechnet und entwirft, sondern sich auch mit alten Bauten beschäftigt, wie damit, sie neu auszumessen und ihre Akten aufzufrischen, aber auch, dass das Ende der Bauarbeiten an einem neuen Haus nicht gleichzeitig das Ende aller anderen Arbeiten und allen Ärgers bedeuten.
Besonders faszinierend fand ich auch das Haus in Kieselbronn, denn es ist wohl ein sehr gutes Beispiel dafür, dass man einem fertigen Haus oftmals gar nicht all die Arbeit, die Überlegungen und den Nutzen, der dahinter steckt, ansieht.
Mich hat es positiv überrascht, wie viele und welche Aufgaben man mich doch letztendlich verrichten lies. Dass ich zum Beispiel selbst Grundrisszeichnungen am Computer machen durfte, das hätte ich niemals erwartet, aber auch die Aufmaße als eine meiner ersten Aufgaben fand ich angenehm überraschend.
Ich habe bemerkt, dass auch ein ganzer Tag voller Mathematik Spaß machen kann und nachdem ich nun selbst drei Grundrisszeichnungen überprüft und am Computer erstellt habe, weiß ich, dass es gar nicht so schwierig ist, sich in ihnen zurechtzufinden. Man braucht nur etwas Geduld und muss sich erst einmal in die Zeichnung hinein finden...
Hätte ich vor meinem Praktikum zwei Architekten miteinander reden hören, so hätte ich vermutlich nicht viel von dem verstanden, was sie gesagt hätten. Doch während meiner einen Woche dort habe ich sehr viele Fachbegriffe gelernt oder Namen von wichtigen Stoffen, Personen und anderen Dingen aus der Architektur erfahren.
Ich kann nicht genau sagen, welche Tätigkeit mir am besten gefallen hat, welchen der Tage ich am meisten genossen habe, denn ich fand sie allesamt interessant und toll. Architekt sein macht Spaß – und ich kann es mir sehr gut vorstellen, später auch einmal Architektur zu studieren und diesen Beruf auszuüben.